Dienstag, 5. Oktober 2010

Leseprobe fünfzehn: "Zweieinhalb Wochen"


Der kräftige Strahl in meinem Nacken tut gut. Nach und nach verwandelt sich der Raum in eine Sauna, Wasserdampf überall, ich kann kaum etwas erkennen. Langsam seife ich mich mit geschlossenen Augen ein.
Diese Farben, rot, blau, wild, und dieser Geruch! Diese unwiderstehliche Mischung aus ihm und aus Blut – bin ich etwa sexsüchtig? So ein Quatsch! Aber komisch, warum hat mich das so erregt? Anscheinend erregt mich alles, was er tut. Wie peinlich! Ich sollte mich zurückhalten. Und jetzt denke ich nicht mehr daran –
Wie durch Watte seine Stimme: »Die Steaks sind fertig. Kommst du?«
Er erscheint mir wie eine Fata Morgana, fern und unwirklich durch den Dampf, ich starre ihn an. Fragend geht er auf mich zu. Er hat einen Bademantel an, ich beachte es nicht, ziehe ihn an mich.
»Fick mich! Jetzt! Ich brauche es!«
Er packt meinen Kopf mit den Händen und küsst mich; gierige Lippen unter rauschendem Wasser.
Er drückt mich herunter.
Ich sehe ihn an, spiele mit ihm … nicht lange. Tiefer, schneller, mehr! Endlich zieht er mich hoch und endlich dringt er in mich ein; ich empfange seinen Pfahl und komme, langsam, lange, alles versinkt in einem Rausch.
Er ist immer noch in mir und hält mich an sich gepresst, als ich wieder klar werde, und das Wasser prasselt immer noch auf uns herab.
»Ich muss irgendwie weggetreten sein.« Ich löse mich von ihm: »So etwas ist mir noch nie passiert.«
»Ich möchte dir helfen, mein Liebes.« Er greift zur Seife und wäscht mich. Erstaunt lasse ich ihn gewähren, schließe die Augen und genieße.
»Jetzt habe ich die Steaks vergessen. Entschuldige bitte, ich glaube, ich muss mal eben nachschauen, du kommst doch klar?«
Nochmals küsst er mich. Ich nicke.
»Ich komme auch gleich. Geh, bevor die Küche abbrennt.«

-  Ende Leseprobe fünfzehn –

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de

Donnerstag, 30. September 2010

Leseprobe vierzehn "Zweieinhalb Wochen"


Als ich erwache, brauche ich einen Augenblick, bis ich weiß, wo ich mich befinde. Das Feuer ist heruntergebrannt, doch aus der Küche erhellt Licht das Wohnzimmer. Er sitzt im Sessel, hat den Block auf den Tisch gelegt und raucht.
»Wie lange habe ich geschlafen?«
»Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Ein paar Stunden vielleicht. Hast du gut geschlafen?«
Ich recke und strecke mich.
»Ja, ich fühle mich frisch. Was hast du gemacht?«
Der Tisch ist mit Blättern bedeckt. Ich schaue sie mir genauer an und erkenne Skizzen einer schönen, schlafenden Frau aus verschiedenen Perspektiven; mal ihren ganzen Körper, mal nur Einzelheiten.
»Das bin nicht ich«, murmele ich und lege das Blatt, das ich zuletzt in der Hand hatte, zurück.
»Meinst du, ich hatte in der Zwischenzeit anderen Besuch?«
Ich grinse: »Nein, natürlich nicht. Und wie wäre es mit einer Belohnung?«
»An was hattest du denn gedacht?«
»Ich weiß nicht, vielleicht ein heißes Bad? Oder eine Massage? Oder zur Abwechslung mal etwas zu essen?«
Er lacht laut auf: »Alles auf einmal? Oder hättest du es lieber in einer bestimmten Reihenfolge?«
»Wenn ich es so bedenke, wäre es gar nicht schlecht, erst mal etwas zu essen.«
Ich gehe in die Küche. Im Kühlschrank finde ich ein paar Flaschen Bier, einen halb vertrockneten Salat, ein Glas Honig, und unten in der Schublade liegt etwas eingepackt in Papier. Ich greife zum Honig, irgendwo wird ja wohl Brot sein, wende mich um und falle fast über ihn. Lautlos ist er mir gefolgt. Das Glas rutscht mir aus der Hand und zerbricht auf dem Boden.
»Mist! Hast du irgendwo einen Lappen?«
»Lass es liegen, du wirst dich schneiden«, bedeutet er mir stirnrunzelnd, doch ich hole mir ein Tuch von der Spüle und wische auf.
»Ich habe noch Steaks da, die kann ich uns braten.«
»Ist gut.« Achtlos wringe ich den Stoff aus. Doch dann passiert es: Ich schneide mich. Ich zucke zusammen, lasse das Tuch fallen. Blut quillt rasch aus einer Schnittwunde am Daumenballen und rinnt in den Abfluss.
»Zeig mal!« Er beugt sich über meine Hand und untersucht die Stelle. Ich will sie ihm schon entziehen, aber dann stockt mir der Atem, denn er leckt langsam und genüsslich das Blut ab.
»Du bist unmöglich!«
Er sieht zu mir auf und der Kontrast zwischen seinen blauen Augen und den blutverschmierten Lippen bringt mich vollends durcheinander. Eine schwache Ahnung an etwas Unbekanntes tief in mir, etwas Ursprüngliches, Wildes, ja, Animalisches erfasst mich und zieht mich in ihren Bann; ich zittere, ich bin fasziniert und kann nicht anders, ich muss mich diesen Lippen nähern, muss sie berühren, muss sie schmecken; sie sind süß und vermischen sich mit seinem Geruch, und wie entfesselt steigt Lust in mir auf.
»Dir scheint es aber auch zu schmecken.« Seine spöttische Stimme bringt mich zurück in die Wirklichkeit.
»Du weckst den Vampir in mir«, scherze ich mühsam. »Ich glaube, ich gehe jetzt duschen.«
»Warte, du hast da noch was.« Er streicht mir über den Mund. Ich sehe in seine jetzt unheimlich dunklen Augen, dann auf das Blut an seinen Fingern und küsse ihn flüchtig.
»Ich habe dich gewarnt«, lächele ich, »besser, du brätst die Steaks ganz durch.«

-  Ende Leseprobe vierzehn –

Viele Grüße, Pearl

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
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Montag, 27. September 2010

Leseprobe dreizehn "Zweieinhalb Wochen"



»Du bist ein Zauberer«, flüstere ich. »Ich habe so etwas noch nie erlebt. Warum ist es mit dir jedes Mal anders, so, als wäre es das erste Mal? Und gleichzeitig so intensiv, dass man am liebsten dabei sterben möchte?«
Er küsst mich sanft und streicht mir die Haare aus dem Gesicht.
»Es ist immer wie ein erstes Mal, wenn man jedes Mal neu anfängt, es anders sein lässt, je nach Situation; wenn man sich wirklich darauf einlässt, ohne Hemmungen, ohne Tabus und mit Hingabe, wenn man nur den Augenblick zählen lässt. Das betrifft meiner Meinung nach alles im Leben. Nicht nur Sex, aber den ganz besonders.«
»Das ist aber nicht einfach.«
»Warum? Hast du Angst? Angst, dich fallenzulassen? Oder hast du vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht?«
»Meine Erfahrungen sind meine Sache.«
»Sicher, das sind sie. Das geht mich auch nichts an.«
Er setzt sich auf: »Aber sie sollten dein Leben bereichern und es nicht einengen. Die Mauer, die du vielleicht schon um dich errichtet hast, wird dich zwar schützen, aber auch vom Leben fernhalten. Hast du Angst, sie einzureißen?«
Ich blicke zur Seite. Er fasst mir ans Kinn, zieht meinen Kopf herum.
»Vielleicht liege ich falsch, wer weiß. Vielleicht hast du es schon bemerkt und versucht, es zu ändern. Oder du hast es nicht bemerkt, weil Gewohnheit dich beherrscht hat – nein, ich denke, du hast es gemerkt und du hast intuitiv gewusst, dass du das, was du vielleicht suchst, aber nur unbewusst suchst, von mir bekommen kannst. Sonst wärest du jetzt nicht hier.«
Ich wende mich ab.
Die Glut verbreitet eine angenehme Wärme. Ich lege die Arme um meine angezogenen Beine und starre in den roten Schlund. Vielleicht hat er Recht? Wie hat er das erkannt? Na ja, ich hatte schon oft das Gefühl, dass er viel mehr als mein Äußeres wahrnimmt.
Er legt eine Hand auf meine Schulter.
»Dass du jetzt hier bist, kann vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung sein, ich weiß es nicht, denn ich kenne dein Leben nicht, und ich möchte mich auch nicht einmischen. Aber du hast dich zumindest getraut, mit mir zu gehen und an dich zu denken. An deine Bedürfnisse. Und mal für kurze Zeit alles hinter dir zu lassen.«
»Ich weiß nicht.« Ich greife nach seiner Hand: »Ich muss erst mal darüber nachdenken. Aber nicht jetzt. Zumindest profitierst du ja davon«, scherze ich. »Machst du das gerne? Lauerst du gerne einsamen, unzufriedenen Frauen auf und verführst sie?«
Er lacht laut auf: »Wie kommst du denn darauf? Ich weise jede Schuld von mir. Obwohl, vielleicht ist ja etwas dran? Möglich sogar. Kann sein, dass mich eine gewisse Traurigkeit anzieht. Ich versuche jedenfalls mein Bestes, diese Frauen wieder aufzumuntern.«
Er erkennt, dass er mich verletzt hat, und stoppt.
»Du solltest das alles, und besonders mich, nicht zu ernst nehmen. Du bist jetzt hier, du ganz allein. Denk nicht an etwas anderes, denk an die Zeit, die wir haben, sie ist ohnehin kurz. Würde es dir etwas ausmachen, eine Weile so sitzenzubleiben?«
Ich schüttele den Kopf.
Er hat Recht. Ich sollte gar nicht an etwas anderes denken, solange ich hier bin. Ich werde morgen daran denken. Nein, den morgigen Tag werde ich mir auch nicht verderben. Ich werde übermorgen daran denken. Oder irgendwann einmal.
Er verlässt das Zimmer, kommt wenig später mit einem Zeichenblock und einem Stift zurück. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, denn er geht zu mir, verteilt meine Haare anders.
»So ist es gut. Bleib so, bitte.«
Eine Zeitlang schweben nur das raue Gleiten des Stiftes und das leise Knistern der Glut im Raum. Er sieht mich ganz anders an, deutlich erkenne ich jetzt die Neugier in seinen Augen, aber es ist eine weitaus distanziertere Neugier.
Schließlich greift er zum nächsten Blatt: »Leg dich hin!«
Verwundert schaue ich ihn an.
Er legt Feuerholz nach, tritt an mich, löst meine verschränkten Hände und streckt mich lang aus.
»Entspann dich. Nicht verkrampfen, bitte. Stütz deinen Kopf mit dem rechten Arm auf.«
Ich komme dem nach und winkele ein Bein leicht an.
»Genau richtig. Kannst du eine Weile so liegenbleiben? Ist es so bequem?«
Ich nicke.
Er zeichnet schnell. Das Feuer in meinem Rücken ist angenehm warm; ich bin ruhig, satt, zufrieden; ich denke nicht mehr. Nach einer Weile werde ich müde; er bemerkt es, holt ein Kissen und legt es mir unter den Kopf.
»Schlaf ruhig«, meint er, und ich lächele und schließe die Augen.

-  Ende Leseprobe dreizehn–

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
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Info@con-dedizione.de